Die Vereinsgeschichte in Kurzfassung

1926

An langen Wintertagen muss sie das Heimweh geplagt haben. Sie fassten den Entschluss, nach Landsleuten in Berlin Ausschau zu halten und mit ihnen Verbindung aufzunehmen. Bernhard Wiemann, aus Leer gebürtig, studierte zusammen mit A. Künne das umfangreiche Berliner Adressbuch. Sie suchten nach Namen mit ostfriesischem Klang und den entsprechenden Vornamen. Bereits der erste Band lieferte so viele Anschriften, dass schon im Frühjahr des Jahres 1926 eine große Anzahl vorgedruckter Postkarten mit der Einladung zu einem zwanglosen Treffen im Restaurant "Dessauer Garten" verschickt werden konnte. Die Resonanz war überwältigend.

 

Schon einen Monat später kam es unter starker Beteiligung zur Vereinsgründung im "Aschingerhaus" am Potsdamer Platz. Den ersten Vorstand der "Ostfriesenvereinigung Groß-Berlin" bildeten Jacob Hibben - 1. Vorsitzender, Bernhard Wiemann - 2. Vorsitzender, Frau Molly Nase - 3. Vorsitzende. Weiter beteiligten sich an der Vereinsführung: Otto G. Houtrouw, Hanna Harms, Rudolph Meyer, Edzard Janssen, Dr. Ortgies Siefken, Ernst Petrich und Johann Daumenlang.

 

Der Zustrom zum neugegründeten Verein war so groß, dass sich bald mehr als 200 Mitglieder eingetragen hatten. Von Mal zu Mal wurde es daher schwieriger, einen passenden Saal für die monatlichen Zusammenkünfte zu finden. Vervielfältigte Mitteilungen stellten den Kontakt zu den Mitgliedern her.


1927

Das Vereinsleben hatte sich seit der Vereinsgründung in so vielfältiger Weise entwickelt, dass auf Anregung von Otto G. Houtrouw ab Oktober 1927 die "Mitteilungen der Ostfriesenvereinigung Groß-Berlin" in gedruckter Form erschienen. Damit war der Berliner Ostfriesenverein der erste Heimatverein, der über ein gedrucktes Mitteilungsblatt verfügte. Später wurde diese Einrichtung von den meisten Butenostfriesenvereinen übernommen. Bis auf den heutigen Tag ziert unser "Blättchen" als Titelbild eine Kogge in stürmischer See. Die Zeichnung hierfür erstellte das damalige Vorstandsmitglied, der heute in Ostfriesland und darüber hinaus hoch geachtete Maler und Graphiker Ernst Petrich (geb. 1878 in Gravenhorst, gest. 1964 in Leer).

 

Diese erste Ausgabe der "Mitteilungen" vermeldete voller Stolz, dass das Vereinsmitglied Prof. Dr. Eduard Norden (geb. Emden 1868, gest. Zürich 1941) zum Rektor der Berliner Universität berufen worden ist. Das erste Stiftungsfest wurde unter großer Beteiligung in den Johann-Georg-Festsäalen in Halensee gefeiert. Es wird berichtet, dass der von Vereinsmitgliedern einstudierte Einakter "De Pinselbaas ut Füersteenenland" mit großem Beifall aufgenommen wurde. Die Kosten der Veranstaltung deckten der Verkaufserlös der Eintrittkarten und die Einnahmen aus einer Tombola.


1928 - 1929

Im März 1928 erschien zum ersten Male ein Mitgliederverzeichnis. Es enthielt 220 Namen. Die Geburtsorte der Mitglieder waren ein Querschnitt durch alle Landschaften Ostfrieslands. Ebenfalls zum ersten Male trat auf dem 2. Stiftungsfest, im Dezember, die Vereinsjugend mit ostfriesischen Tänzen vor das Publikum. Die dabei gezeigten Trachten stellte zunächst der Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Leer leihweise zur Verfügung. Bald aber verfügte der Verein über eigene Trachten. Der "Klönkring", von den jungen Vereinsmitgliedern gegründet, um die eigenen Interessen innerhalb des Vereins zu entwickeln, verzeichnete rege Aktivitäten. Zwischen 20 und 30 Personen beteiligten sich regelmäßig an gemeinsamen Veranstaltungen.

 

Im Winterhalbjahr gab es Tanzveranstaltungen und Übungsabende für geplante Aufführungen, in den Sommermonaten Ausflüge in die Umgebung Berlins und die Mark Brandenburg.


1930 - 1933

Als weiterer Zusammenschluss innerhalb des Vereins bildete sich das "Damenkränzchen". Wenigstens einmal im Monat trafen sich die Damen zum Klönschnack bei Kaffee und Kuchen. Im Vorstand gab es einige Veränderungen. An die Stelle des 2. Vorsitzenden, B. Wiemann, trat zunächst Studiendirektor Peter Zylmann und ab Oktober 1931 Studienrat Gerhard Focken.

 

Als besonders schmerzlich empfunden wurde der Tod des 1. Vorsitzenden Jakob Hibben. In der Hauptversammlung im Februar 1932 wurde der bisherige dritte Vorsitzende Otto G. Houtrouw einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die Vereinsabende litten aufgrund der sich verschlechternden Wirtschaftslage unter stetig nachlassendem Zuspruch. Dennoch folgte der Verein im Juli 1932 einer Einladung der Kurverwaltung des Seebades Zoppot zur Teilnahme an der Trachtenschau deutscher Landsmannschaften in Zoppot und Danzig.

 

Ab Ende 1933 machte sich die Hitlerzeit auch in unserem Verein bemerkbar. Der neu gegründete Reichsbund "Volkstum und Heimat" erzwang eine Sat- zungsänderung. Eingeführt wurde das "Führerprinzip". Der Vereinsname "Ostfriesenvereinigung Groß-Berlin" musste in "Landsmannschaft der Ostfriesen in Berlin" umbenannt werden.


1934 - 1938

Für den ersten Vorsitzenden Otto G. Houtrouw begann aufgrund der politischen Verhältnisse eine schwere Zeit, die ihm große Standhaftigkeit abverlangte. Nicht zu umgehen war das Verlangen des Reichsbundes "Volkstum und Heimat", von jedem Mitglied einen Beitrag von 0,10 RM zu überweisen. Einschneidende Vorschriften verpflichteten z. B. dazu, jede Sitzung rechtzeitig anzumelden, damit sie von einem Mitglied der NSDAP-Ortsgruppe überwacht werden konnte.

 

Otto G. Houtrouw ist dieser Aufforderung niemals nachgekommen und hat auch die vorgeschriebene Ausschließung nichtarischer Mitglieder nicht beachtet. Er vertrat standhaft die Einstellung, "dass unsere Landsmannschaft keine politischen Ziele verfolge, sondern ausschließlich ein unpolitischer Heimatverein sei". Da war es nur konsequent, dass er die Teilnahme von Mitgliedern und Trachtenträgern an einer parteipolitischen Veranstaltung verweigerte.

 

Im März 1936 erschien die erste Auflage des vereinseigenen Liederbuches. Beiträge dazu lieferten u. a. die Mitglieder Aiko Janssen und Jacob Hibben. Die Vereinsabende dieser Jahre verliefen in gewohnter Weise unter stets reger Beteiligung. Kaum ein Abend blieb ohne heimatkundliche Vorträge aus dem Kreis der Mitglieder. Alljährlich fanden Stiftungsfeste mit Theateraufführungen, das traditionelle Kohlessen sowie Dampferausflüge statt.


1939 - 1946

Seit September 1939, dem Ausbruch des 2. Weltkrieges, wurden zunächst die jüngeren Mitglieder zum Militär eingezogen, später aber auch die älteren. Die Anzahl der Teilnehmer an den weiterhin regelmäßigen Sitzungen nahm dadurch stark ab. Im Januar 1940 verstarb der Initiator der Vereinsgründung Bernhard Wiemann. Wegen der beginnenden Bombenangriffe auf Berlin wurden die Sitzungen auf den Sonntagnachmittag verlegt. Im Mai 1941 stellte unser Mitteilungsblatt "wegen Kriegseinwirkung" (Papiermangel) sein Erscheinen ein. Im Oktober 1943 mussten die bis dahin aufrecht erhaltenen Zusammenkünfte wegen der zunehmenden Angriffe auf Berlin eingestellt werden.

Einige Mitglieder verloren in diesen Jahren bei Bombenangriffen ihr Leben, viele mussten Berlin auf Anordnung der Regierung wegen ihres hohen Alters verlassen. Außer gelegentlichen persönlichen Kontakten zu den in Berlin ausharrenden Mitgliedern war bis Kriegsende kein Vereinsleben mehr möglich. Auch nach Kriegsende waren sämtliche Zusammenkünfte von Vereinen verboten. Dank der erhalten gebliebenen Mitgliederkartei konnte Otto G. Houtrouw mit vervielfältigten Rundschreiben frühere Mitglieder trotzdem regelmäßig zu zwanglosen Treffen einladen. Sie fanden in den Sommermonaten im "Restaurant Alseneck" am U-Bahnhof Krumme Lanke statt, im Winter in einem Lokal am Tempelhofer Ufer.


1947 - 1949

Der immer stärker werdende Zuspruch, den die Zusammenkünfte fanden, war Ermutigung genug, am 10. Juni 1947 einen Antrag auf Wiederzulassung des "Ostfriesen-Vereins Groß- Berlin" unter der Lizenz-Nr. B 226 (USA) beim Bezirksbürgermeister Berlin-Steglitz zu stellen. Der Antrag wurde abgelehnt.

 

Am 4. Dezember 1948 wurde ein neuer Antrag gestellt. Als Gründer zeichneten Dr. Andreas Habbena, Otto G. Houtrouw, Dr. Diedrich Meyer, Friedrich Thiemens sowie Hermann Voget. Am 1. April 1949 teilte uns das Sekretariat des Oberbürgermeisters mit, dass die Alliierte Kommandantur Berlin die "Nichtpolitische Organisation "Ostfriesenverein Groß-Berlin" für das Stadtgebiet von Groß-Berlin zugelassen habe.

 

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Dr. Ernst Reuter, wurde am 5. Dezember 1949 Mitglied unseres Vereins. Er bestätigte dem Vorsitzenden Houtrouw anlässlich eines Zusammentreffens im Rathaus Schöneberg, dass der Ostfriesenverein der erste nach dem Kriege wieder zugelassene landsmannschaftliche Verein war.


1950 - 1952

Im Februar 1950 kam es zur Neuwahl des Vorstandes. Gewählt wurden: Otto G. Houtrouw - 1. Vorsitzender, Hermann Voget - 2. Vorsitzender, Julius Meyer - Schriftführer, Gerhard Liestemann und Theodor Drost - Kassierer. Als Beisitzer gehörten Dr. Andreas Habbena und Friedrich Thiemens dem Vorstand an. Die alte Tradition der Dampferausflüge, der Sünner-Marten- und Sünner-Klaas-Feiern sowie des alljährlichen Stiftungsfestes wurde wieder aufgenommen.

 

Die Mitgliederzahl wuchs weiter an. Als besonders erfreulich empfand man die Teilnahme zahlreicher Mitglieder aus dem Ostsektor Berlins. Wegen des starken Währungsgefälles wurde aber gerade für diese Mitglieder der Besuch der Vereinsveranstaltungen zur finanziellen Belastung. Hier muss dankbar anerkannt werden, dass durch Geldzuwendungen der Ostfriesischen Landschaft in Aurich diesen Mitgliedern die Teilnahme erleichtert werden konnte. Seit Oktober 1950 erschien auch unser Mitteilungsblatt wieder und zwar unter dem Titel "Mitteilungen des Ostfriesen-Vereins Berlin".

 

Schon im Februar 1951 kam es wegen Erkrankung und Versetzung einiger Vorstandsmitglieder zu Neuwahlen. Neben dem bisherigen 1. und 2. Vorsitzenden traten in den Vorstand ein: Fritz Börsig als Schriftführer und W. Menslage als 2. Kassenwart. Zu Beisitzern wurden gewählt: J. Swarte, Ernst Esselborn und Gerhard Buschmann. Staatsfinanzrat a. D. Dr. Andreas Habbena wurde wegen seiner besonderen Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt. Wegen ständig steigender Mitgliederzahlen waren 1952 mehrere Wechsel des Vereinslokals nötig.


1953 - 1956

Das 28. Stiftungsfest fand unter starkem Besucherandrang im Dezember 1954 statt. Als Mitwirkende war die Bühnenkünstlerin Maria Ney verpflichtet worden. Die folgenden Jahre waren durch weiter steigende Mitgliederzahlen, aber auch durch den Verlust einiger verdienter Mitglieder gekennzeichnet.

 

So verstarben 1954 der frühere 2. Vorsitzende, Studienrat Voget, 1955 u. a. unser Ehrenmitglied Dr. Andreas Habbena sowie im Februar 1956 der durch zahlreiche Veröffentlichungen zu ostfriesischen Themen bekannte Studienrat Ernst Esselborn und das Vorstandsmitglied  Theodor Drost.


1957 - 1960

Im Januar 1957 trat eine neue Vereinssatzung in Kraft, die als Zweck des Vereins u. a. vorsah, bei den Mitgliedern die Liebe zur Heimat zu wecken und zu stärken, das heimatliche Platt und heimatliche Gebräuche zu erhalten und zu pflegen und die Kenntnis der Geschichte Ostfrieslands zu fördern.

 

Den nach Berlin kommenden Ostfriesen sollte Gelegenheit zur Berührung mit in Berlin lebenden Landsleuten geboten werden. Leider wurde durch die politischen Verhältnisse der Zugang zur Stadt und damit der Nachzug gerader junger Menschen sehr erschwert. Langsam machten sich Nachwuchssorgen breit.

 

Im Vereinsvorstand fand im Februar 1957 ein weiterer Wechsel statt. Otto G. Houtrouw hatte darum gebeten, mit Rücksicht auf sein hohes Alter von einer Wiederwahl abzusehen. Die Neuwahl des Vorstandes ergab: 1. Vorsitzender - Fritz Börsig, 2. Vorsitzender - Gerhard Zitzow, Schriftführer - Sibelt Willms und Rudolf de Vries, Kassenwarte - Karl Kühnold und Frau M. Thiel. Herr Houtrouw wurde im Anschluss an die Vorstandswahl einstimmig zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglied ernannt. Er stand bis dahin dem Verein von Anbeginn an vier Jahre als Kassenwart und 25 Jahre als erster Vorsitzender zur Verfügung. 1958 erhielt Gerhard Buschmann aufgrund seiner 30-jährigen Vereinszugehörigkeit die Ehrenmitgliedschaft.

 

Der fortschreitende Rückgang der Mitgliederzahlen hatte zur Folge, dass das Stiftungsfest 1958 zum letzten Male in großem Rahmen stattfand. Die Veranstaltung schloss mit einem Fehlbetrag, der nur durch Spenden einiger Mitglieder gedeckt werden konnte.


1961 - 1967

In der jährlichen Hauptversammlung wurde der bisherige Vorstand im Amt bestätigt. Viele Vereinsmitglieder beteiligten sich in den folgenden Sitzungen durch Vorträge an der Gestaltung der Zusammenkünfte. Durch die am 13. August 1961 durch die DDR vollzogene Absperrung des Ostteils der Stadt konnten die im Ostsektor Berlins lebenden Vereinsmitglieder nicht mehr an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Nur ein Mitglied vermochte noch am 12. August mit seiner Familie unter Aufgabe allen Besitzes nach West-Berlin zu gelangen. Zu den Sünner-Marten- und Sünner-Klaas-Festen wurden von nun an Päckchen mit heimatlichen Utensilien an die im Ostsektor zurückgebliebenen Landsleute versandt. In der Folgezeit stellte sich heraus, dass manche Pakete ihre Empfänger nicht erreichten.

Für die Opfer der Sturmflutkatastrophe an der deutschen Nordseeküste im Februar 1962 spendete der Verein 200,- DM. In den Sommermonaten traf man sich, wie in den Jahren vorher, im Lokal "Alte Fischerhütte" am Schlachtensee. Der 1. Vorsitzende, Fritz Börsig, legte aus beruflichen Gründen, der 2. Vorsitzende, Gerhard Zitzow, aus privaten Gründen sein Amt nieder. Damit geriet der Verein in eine ernsthafte Krise.

 

Die Hauptversammlung im Februar 1963 wählte den Ehrenvorsitzenden Otto G. Houtrouw erneut zum 1. Vorsitzenden. 2. Vorsitzender wird Rudolf de Vries. Nur wenige Monate später, im Juni 1963, verstarb Otto G. Houtrouw im Alter von 81 Jahren. Rudolf de Vries übernahm im Februar 1964 den Vereinsvorsitz. 2. Vorsitzender und zugleich Schriftführer wurde Heye Heyen. Das 40-jährige Vereinsjubiläum wird mit einem festlichen Essen im Dezember 1966 begangen.

 

In der Folgezeit lässt der Besuch der Vereinstreffen besonders in den Sommermonaten spürbar nach.


1968 - 1970

Für die Vereinstreffen Referenten von außerhalb zu gewinnen ist wegen der schwierigen Berliner Situation und der daraus erwachsenden Kosten nicht ganz einfach. Da ist dann ein auf Tonband gesprochener Vortrag z. B. über die Insel Borkum mit den dazugehörigen Dias schon eine gelungene Abwechs- lung. Darüber hinaus halten Vereinsmitglieder immer wieder kleine Beiträge bereit. Dazu gehören neben ostfriesischen Themen auch Berichte über Auslandsreisen.

 

Wie in den vergangenen Jahren war das winterliche Grünkohlessen eine der am besten besuchten Veranstaltung. Kein Wunder, denn die schmackhaften Zutaten wie Speck und Kohlwurst wurden stets frisch aus Ostfriesland importiert.

 

1969 errichtete Frau Franzeska Habbena, die Frau unseres verstorbenen Ehrenmitgliedes Dr. Andreas Habbena, durch eine Schenkung an den Bezirk Wilmersdorf die Dr.-Habbena-Stiftung. Sie sieht vor, dass aus dem Zinsertrag der Schenkungssumme alljährlich, erstmals 1970, Preise an die besten Abiturienten des Bezirks zu vergeben sind. Eine ähnliche Schenkung erhielt das Johannes-Althusius-Gymnasium in Emden, das Dr. Habbena besucht hatte. Franzeska Habbena, die jüdischer Abstammung war, dankte damit ihrem Mann, der unter Verlust seiner Stellung als Staatsfinanzrat bei der Preußischen Staatsbank (1937) stets zu ihr hielt und ihr Überleben im Nationalsozialismus ermöglichte. Ohne Zweifel schöpfte Dr. Habbena viel Kraft durch sein Mitwirken im Ostfriesenverein, dessen Mitbegründer er ja war. Auf der Hauptversammlung im März 1970 wurde Herr Weßels zum 2. Vorsitzenden gewählt. Herr Konrad Teicher übernahm das Amt des Schriftführers. Eine Diskussion über Fragen des Umweltschutzes in Ostfriesland wurde aufgenommen. Das Thema wurde in der Folge durch Vorträge vertieft.


1971 - 1973

Die Reiselust unserer Mitglieder sorgte dafür, dass kaum eine Zusammenkunft ohne ausführlichen Bericht darüber blieb. Ob Moskau, Andalusien, Österreich oder Italien, über viele Landstriche wurde, meistens anhand von Lichtbildern, ausführlich berichtet. Ostfriesische Vereine, die zunehmend "Studienfahrten" nach Berlin organisierten, waren häufig zu Gast bei den Berliner Butenostfriesen.

Im Juni 1971 war das z. B. der "Heimatverein Wittmund und Umgegend". Diese Gelegenheiten zum Gedankenaustausch und zum ausgiebigen Platt-snacken wurden gerne genutzt. Im Januar 1972 berichtete die "Berliner Morgenpost" sehr ausführlich über unseren Verein. Auch über die Verleihung des Dr.-Habbena-Preises schrieb die Berliner Presse. Die ostfriesischen Zeitungen brachten ebenfalls Berichte und zitierten aus unserem Mitteilungsblatt.

 

Inzwischen war die Berliner Mauer etwas durchlässiger geworden, sodass auch wieder einige Gäste aus der DDR begrüßt werden konnten. Das Jahr 1973 brachte einen Wechsel des Versammlungsortes mit sich. Von nun an trafen sich die Mitglieder nachmittags in einem Raum des "Österreich-Hauses" in der Martin-Luther-Straße in Schöneberg. Wir konnten auf "Selbstversorgung" umsteigen, da eine Teeküche dazu gehörte. Der Service des im gleichen Hause befindlichen Restaurants konnte aber bei Bedarf in Anspruch genommen werden. Ganz nebenbei entwickelte sich dadurch eine gute Beziehung zum "Verein der Österreicher", deren Vertreter gerne gesehene Gäste unseres jährlichen Grünkohlessens waren. Wegen nicht mehr tragbarer Druck-kosten wird seit Oktober 1973 unser "Blättchen" in eigener Regie hergestellt und fotomechanisch vervielfältigt.


1974 - 1976

Immer häufiger kann der Ostfriesenverein Berlin Gäste aus Ostfriesland begrüßen. Im April 1974 waren es z. B. 40 Teilnehmer einer Reisegruppe aus Leer. Aber auch die Zunahme des Mitgliederbestandes ist erfreulich. Mit "Lüch up un fleu herut" wurde das Boßeln als neue Disziplin dem Veranstaltungsreigen des Vereins hinzugefügt. Die ersten Versuche fanden im Januar 1976 im Tiergarten, im ehemaligen Diplomatenviertel statt.

 

Da nichts ohne polizeiliche Genehmigung vonstatten gehen konnte, musste den Behörden unser Vorhaben geschildert werden. Sie ließen sich überzeugen, dass es sich nicht um einen Ostfriesenwitz handelte und genehmigten schließlich das "Schleudern von Holzkugeln auf öffentlichen Straßen". Seit dieser Zeit ist Boßeln fester Bestandteil des Vereinsprogramms.

 

Im April 1976 feierte der Ostfriesenverein Berlin sein 50. Vereinsjubiläum in großem festlichen Rahmen im Bürgersaal in Zehlendorf. Hochrangige Vertreter der Ostfriesischen Landschaft in Aurich, Abordnungen von fünf Butenostfriesenvereinen, eine Volkstanzgruppe aus Borkum sowie ein Gesangsduo aus Ostfriesland seien hier stellvertretend für weitere Gäste genannt. Nach umfangreichem Festprogramm und kaltem Büfett spielte eine Kapelle der Berliner Polizei zum Tanz. Am Vorabend des Festes hielt Herr Dr. Ramm von der Ostfriesischen Landschaft in der Urania einen stark beachteten Lichtbildervortrag über Ostfrieslands Geschichte und Gegenwart.

 

Am 1. Advent fand zum ersten Mal nach etwa 40-jähriger Pause wieder ein plattdeutscher Gottesdienst in Tempelhof statt. Pastor Krumwiede konnte als Teilnehmer nicht nur Ostfriesen, sondern auch Pommern, Mecklenburger, Holsteiner und Berliner begrüßen. Seitdem gibt es in jedem Jahr einen platt-deutschen Adventsgottesdienst.


1977 - 1980

Seit Januar 1977 treffen sich sportlich veranlagte Mitglieder nunmehr regelmäßig in Lübars zum Boßeln. Im Oktober ging ein Boßelwettkampf gegen den angereisten Boßelverein "Good Pock" aus Emden zugunsten der Gäste aus. Im März 1978 war der Boßelverein "Freesenmoot Extum" unser Gegner.

Aus gesundheitlichen Gründen trat Herr de Vries im Februar 1977 vom Amt des ersten Vorsitzenden zurück. Nach Neuwahlen übernahm Frau Hildegard Rüffer das Amt der 2. Vorsitzenden. Den 3. Vorsitz übernahm Herr Hartmann. Der Posten des ersten Vorsitzenden blieb zunächst unbesetzt.

 

Zu einer Dichterlesung kam im März der Heimatdichter Ludwig Kimme aus Norden. Er las aus seinen Büchern "Lütje Welt - moi vertellt" sowie "dit un dat in Hoch un Platt". Ein plattdeutscher Gottesdienst im Mai 1978 wurde vom "Sender Freies Berlin" aufgezeichnet.

 

Im Januar 1979 berichtet "Der Tagesspiegel" unter der Überschrift "Boßeln und Tee mit Kluntjes in der Fremde" ausführlich über das Vereinsgeschehen. Darauf gingen viele Anfragen von Interessierten Menschen ein, die Auskunft über den Verein, über Ostfriesland und besonders zu einem Rezept für richtiges Zubereiten von Grünkohl wünschten.

 

Im März hielt der Vorsitzende des Heimatvereins Aurich, Herr G. Saathoff, einen Lichtbildervortrag zum Thema Windmühlen. Im März 1980 war es der Fremdenverkehrsverband Aurich, der anlässlich der Internationalen Tourismusbörse in Berlin Vertreter unseres Vereins zu einem Empfang einlud. Die Beziehungen zur "Landsmannschaft der Mecklenburger zu Berlin" konnten im April anlässlich einer gemeinsamen Besichtigung des Reichstages vertieft werden.

 

Der "Berliner Bürgerverein" lud im Mai alle Landsmannschaften und Heimatverbände in Berlin zu einem Gespräch. Unter den 20 erschienenen Vereinen war auch der Ostfriesenverein Berlin, vertreten durch seine Vorsitzende, Frau Rüffer. Im Oktober 1980 starb Rudolf de Vries. Er leitete den Verein von 1964 bis 1977.


1981 - 1982

Das Auffinden ölverklebter Seevögel an den Stränden der Ostfriesischen Inseln gab dem Thema Umwelt neuen Auftrieb in der vereinsinternen Diskussion. Besonders Herr Teicher, der bis Anfang des Jahres allein für die Gestaltung unseres "Blättchens" zuständig war, widmete sich in eigenen Beiträgen dieser Thematik.

 

Im Februar bildete sich eine Gesangsgruppe, die im Rahmen des neuen "Arbeitskreises Deutscher Heimat- und Brauchtumsgruppen" ihrem ersten Auftritt im April entgegenfieberte.

 

Zum Boßeln in Lübars, das inzwischen "uns lüttje Ostfreesland" genannt wird, trafen sich im März 28 Mitglieder bei Regen, Wind und Erbsensuppe.

 

Wieder einmal stand ein Wechsel des Versammlungsortes bevor: seit April fanden unsere Veranstaltungen im Steglitzer Selerweg statt. Das 55. Stiftungsfest begingen wir im Mai mit einem festlichen Essen im Logenhaus in der Emser Straße. Unter den Teilnehmern waren auch Vertreter des "Vereins der Österreicher" und der "Landsmannschaft der Mecklenburger". Herr Teicher, der die Festrede hielt, stellte fest, dass sich der Ostfriesenverein Berlin von einem "Seniorenverein" zu einem verjüngten, vielseitig aktiven Verein entwickelt hat.

 

Das Deutsche Schifffahrtsmuseum Bremerhaven stellte uns im November 1981 einer seiner Direktoren, Herr Gert Schlechtriem, mit einem sehr informativen Lichtbildervortrag vor.

 

Unser Mitteilungsblatt informierte 1982 in Beiträgen über das Klootschießen, das inzwischen zu einer internationalen Disziplin wurde, sowie über "Die Anfangs-Gründe der Deich- und Wasser-Baukunst" bis zu den modernen Erkenntnissen des Küstenschutzes.

 

Ein Treffen mit dem Auricher Shanty-Chor im Lokal "Friesenhof" brachte Vereinsmitglieder und Gäste des Lokals in Stimmung. Die Singegruppe des Vereins hatte sich inzwischen so entwickelt, dass die Berliner Bezirke Zehlendorf und Tiergarten um aktive Teilnahme an bezirklichen Veranstaltungen baten.

 

Den plattdeutschen Gottesdienst zum Advent hielt zum letzten Male Pastor Krumwiede. Sehr viele Ostfriesen, aber auch Pommern und Mecklenburger waren zu diesem Abschiedsgottesdienst gekommen.


1983 - 1986

"TEE - KLUNTJE - POLITIK" nannte sich eine Damen-Volkshochschulgruppe aus Emden. Wir hatten mit ihnen einen regen Meinungsaustausch.

 

Das Pokalboßeln in Lübars im November 1983 wurde durch einen Reisebus unterbrochen, dem ungläubig staunend 40 Leeraner Berlintouristen entstiegen. Dass ihnen in Berlin auch zünftiges Boßeln geboten werden würde, hatte ihnen vorher niemand gesagt.

 

Seit 10 Jahren werden die "Mitteilungen des Ostfriesen-Vereins" in eigener Regie hergestellt. Mehrere äußerliche und inhaltliche Umgestaltungen ließen unser "Blättchen" lebendiger werden.

Neben den Vereinsnachrichten sorgten kurz gehaltene Nachrichten aus der Heimat sowie Aufsätze zu geschichtlichen Ereignissen aber auch zu aktuellen Themen Ostfrieslands für abwechslungsreichen Lesestoff.

 

Im Dezember 1984 fand der plattdeutsche Gottesdienst zum ersten Mal in der alten Dorfkirche aus dem 14. Jahrhundert, "Sankt Annen", in Dahlem statt. Pastor Stakemann konnte etwa 100 Personen (nicht nur Ostfriesen) begrüßen.

 

Wie schon seit einigen Jahren feierten die Berliner Ostfriesen im Februar 1985 wieder ihr Faschingsfest. Daran beteiligten sich auch Mitglieder der Inselbühne Langeoog, die zuvor mit dem Theaterstück "Petrus gifft Urlaub" in Kreuzberg gastierten.

 

Im Mai lud uns die "Landsmannschaft der Mecklenburger in Berlin" zu seinem 100-jährigen Stiftungsfest ein.

 

Im Januar 1986 konnten die Sportler des Ostfriesenvereins dem Umstand feiern, dass von ihnen seit 10 Jahren der ostfriesische Nationalsport Boßeln auf den Straßen Berlins ausgeübt wird.

 

Zum 17. Male wurden im März die Preise der "Dr.-Habbena-Stiftung" an die acht besten Abiturienten Wilmersdorfer Gymnasien verliehen.

 

Zum 60. Stiftungsfest lud unser Verein im April. Viele Gäste befreundeter Vereine aus Westdeutschland und Berlin waren zu begrüßen und vielen anderen für übermittelte Glückwünsche zu danken. Der tatkräftige Einsatz von Frau Rüffer für die Belange des Ostfriesenvereins Berlin wurde dankbar gewürdigt. Als Besonderheit zeigten wir diesmal in einer kleinen Ausstellung Bilder und Graphiken weithin bekannter ostfriesischer Künstler sowie Gegenstände aus Kunstgewerbe und Handwerk. Selbst eine wohnlich hergerichtete Wohnstube in ostfriesischem Stil war zu sehen. Bemerkenswert war, dass alle gezeigten Ausstellungsstücke aus dem Privatbesitz der Mitglieder stammten. Bei kaltem Büfett, Musik und Tanz wurde lange gefeiert.


1987 - 1990

Zu einer Dichterlesung kam im April 1987 Herr Udo Franken zu uns. Als Mitglied im "Arbeitskreis ostfriesischer Autoren" sowie des "Ollnborger Kring" las er aus eigenen Werken.

 

Im August beteiligte sich der Ostfriesenverein mit einer großen Abordnung und zwei Fahnen an einem Festumzug der Heimat- und Trachtenverbände in Berlin.

 

Die Hauptversammlung im Oktober brachte einen Wechsel an der Spitze des Vereins: Frau Hildegard Rüffer, die nicht mehr kandidierte, wurde mit herzlichem Dank für die mehr als 15-jährige Vereinsarbeit verabschiedet. Den 1. Vorsitz übernahm Frau Anke Brants, zur 2.Vorsitzenden wurde Frau Irmgard Schuster gewählt. Auch Konrad Teicher, der seit 1970 das Amt des 1. Schriftführers inne hatte, machte Platz für Frau Liselotte Leipe. Neuer Baas der Boßeler wurde Jann Kaufmann, der an die Stelle von Joachim Schaper trat.

 

Auch an der Spitze der Ostfriesischen Landschaft in Aurich gab es 1988 einen Wechsel: Peter Elster gab sein Präsidentenamt weiter an Carl Ewen, dem er zum Amtsantritt eine Reise nach Berlin schenkte. Unser "Blättchen" stellte die Frage: "Of he sück woll mal bi uns Butenostfreesen sehn let?".

 

Tatsächlich kam es im Oktober 1989 in Berlin zu einem Treffen mehrerer Mitglieder mit dem neuen Präsidenten. Unsere 1. Vorsitzende, Frau Brants, erläuterte Herrn Ewen die Situation des Berliner Vereins auf der "Insel" Berlin und die Probleme, die sich für das Vereinsleben daraus ergeben.

 

Der Fall der Mauer im November 1989 ermöglichte es uns, wieder Kontakt zu ostfriesischen Landsleuten in der ehemaligen DDR aufzunehmen. Die Mitgliederzahl des Ostfriesenvereins lag im Mai 1990 bei 168 Personen. Seit Mai 1980 sind dem Verein 110 neue Mitglieder beigetreten.

 

In diesem Monat hatten wir Gäste aus dem Rheiderland, zum Teil in schönen Trachten. Das Gesangsduo "Jenny und Jonny" erfreute mit hoch- und plattdeutschen Liedern, die Schriftstellerin Johanna Agena las Heiteres und Besinnliches aus eigener Feder.

 

Ob der Fall der Berliner Mauer Auswirkungen auf die Arbeit des Ostfriesenvereins hatte? Aber ja! Mussten die Boßeler ihren Eifer bisher an der Mauer zügeln, konnten sie im November 1990 unbehelligt auf dem ehemaligen "Todesstreifen" die Kugel rollen lassen. "Ein ganz besonderer Moment!"


1991 - 1994

Die 65. Wiederkehr der Vereinsgründung gab im April 1991 erneut Anlass zum Feiern. Etwa 150 Mitglieder, Freunde und Gäste hatten sich eingefunden, darunter der Verbindungsmann der Ostfriesischen Landschaft zu den Butenostfriesen-Vereinen, Herr Helmut Hinrichs aus Wittmund. Unter den für langjährige Mitgliedschaft zu ehrenden ist besonders Frau Margarete Hinrichs hervorzuheben. Sie gehörte dem Verein seit seiner Gründung vor 65 Jahren an. Für zündende Unterhaltung sorgte nicht zuletzt der "Chor der Melkerinnen" aus Wilhelmshaven.

Die neuen Möglichkeiten, das Berliner Umland näher kennen zu lernen wurde in der Folgezeit fleißig genutzt. Klein-Machnow mit Schleuse und Hakeburg gehörte z. B. dazu. Die herrlichen Seen um Berlin wurden mit dem Dampfer erkundet.

 

Zwei Mitglieder taten das lange Jahre Undenkbare, sie fuhren mit dem Fahrrad von Berlin nach Oldenburg. Auf den Tag genau ein Jahr nach der Wiedervereinigung, am 2. Oktober 1991, starteten sie am ehemaligen Grenzübergang Staaken zu ihrer viertägigen Fahrt.

 

Im November hatte der Verein den Tod von Herrn Konrad Teicher zu beklagen, der dem Verein seit 1956 angehörte und ihn viele Jahre als Schriftführer mit geprägt hat.

 

Im Dezember brachte der "Berliner Rundfunk" eine dreistündige Live-Sendung über den Ostfriesenverein Berlin. Eine Veränderung im Vorstand gab es 1992: Frau Irmgard Schuster gab das Amt der 2. Vorsitzenden weiter an Frau Insa Schulze.

 

Der plattdeutsche Gottesdienst zum 1. Advent fand wieder in der alten Dorfkirche "Sankt Annen" in Dahlem statt. Die Predigt hielt Pastor Seeberg aus Norden, die Liturgie übernahm Oberkonsistorialrat Pfarrer Weert Flemmig.

 

Im August 1993 unternahmen Mitglieder des Vereins erstmals wieder eine Fahrradtour in die nähere Umgebung Berlins.

 

Vor Ostern gab es wieder einen fröhlichen Bastelnachmittag mit Kindern unserer Mitglieder - Nachwuchspflege auf lustige Art.

 

In die Wohnung unserer 2. Vorsitzenden, Insa Schulze, fiel im Juni 1994 ein Fernsehteam der "Deutschen Welle" ein, um Aufnahmen für eine Sendung über Tee, Teetrinken und Teekultur zu machen. Frau Brants demonstrierte vor laufender Kamera, wie Tee auf ostfriesisch zubereitet wird.


1995 - 1997

Das Interesse für die in Berlin lebenden Ostfriesen und ihre Bräuche wird bei den Fernsehanstalten offenbar immer größer. Der "Sender Freies Berlin" (SFB) drehte im Frühjahr 1995 sowohl bei unserem traditionellen Grünkohlessen als auch bei den Boßlern in Lübars. Ausgestrahlt wurden die Aufnahmen im Rahmen der SFB-Sendung "Sportpalast" (!).

 

Dem wollte der Radiosender "88,8" des SFB wohl nicht nachstehen. Auch er brachte eine ausführliche Reportage über das Boßeln unter der Rubrik "Exotische Sportarten in Berlin". Überhaupt erfreut sich der Ostfriesenverein großen Interesses auch bei anderen Vereinen. So besuchten uns im Juni 43 Mitglieder des Ostfriesenvereins Essen mit seiner "Danzkoppel".

 

Das Archiv des Ostfriesenvereins Berlin wurde 1995 dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich übergeben. Diese Maßnahme war erforderlich, da der Aktenbestand für die Aufbewahrung in den Wohnungen der jeweiligen Vereinsvorsitzenden zu umfangreich wurde. Da es sich um z. T. wertvolle Unterlagen handelt, ist damit die Bestandserhaltung aber auch die wissenschaftliche Nutzung gewährleistet.

 

"Unser Dorf soll schöner werden", über diese bundesweite Aktion hat unser "Blättchen" in den vergangenen Jahren häufiger berichtet. Umso schöner war es für uns, 1996 die Vertreter des Dorfes Hollen aus der Gemeinde Uplengen bei der Entgegennahme der in diesem Wettbewerb errungenen Silberplakette aus der Hand eines Bundesministers begleiten zu können.

 

70 Jahre Ostfriesenverein Berlin. Dieses Jubiläum begingen wir im Mai 1996. Ein großes Festprogramm lockte viele Mitglieder in den Saal der Patmos-Kirchengemeinde in Steglitz. Ein großer Maibaum schmückte den Raum, so dass nach dem Verzehr des kalten Büfetts der "Tanz in den Mai" beginnen konnte.

 

Im August 1997 ging es einmal umgekehrt: 23 Berliner Butenostfriesen machten sich auf den Weg nach Ostfriesland, um Land, Leute und Kultur konzentriert, aber in vollen Zügen zu genießen und um auch das eine oder andere hinzuzulernen.


1998 - 2000

1998 gab es erste Bestrebungen, dem Ostfriesenverein Berlin eine klare rechtliche Stellung zu verschaffen und die Gemeinnützigkeit durch Eintragung in das Vereinsregister zu erlangen. Der Entwurf einer neuen Vereinssatzung wurde zur Diskussion gestellt. Die Hauptversammlung im Mai stimmte der geänderten Satzung zu. Die Neuwahl des Vorstandes brachte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzende - Frau Anke Brants (wie bisher), 2. Vorsitzende - Frau Hermine Gelin-Kowallis, Kassenwart - Herr Stephan Kowallis, Schriftführer - Herr Hinrich B. Siebelds.

 

Anfang 1999 erfolgte die Eintragung des Vereins im Vereinsregister.

 

Sein offizieller Name: "Ostfriesenverein Berlin e. V."

 

Auf der Titelseite unseres Mitteilungsblattes prangt nun ebenfalls das "e. V.". Zur Begrüßung des Jahres 2000 erschien unser "Blättchen" zum ersten Male seit seinem Erscheinen im Jahre 1927 mit farbigem Titel.

 

Die Hauptversammlung vom 13. Mai 2000 wählte folgenden Vorstand:

 

1. Vorsitzende - Frau Anke Brants

 

2. Vorsitzende - Frau Hermine Gelin-Kowallis

 

Kassenwart - Herr Stephan Kowallis

 

Kassenprüfer - Herr Jann Kaufmann

 

Schriftführerin - Frau Regina Lindemann

 

Am 27. Oktober verstarb nach fast 60-jähriger Vereinszugehörigkeit unsere ehemalige 1. Vorsitzende Frau Hildegard Rüffer.


2001 - 2003

75. Vereinsjubiläum am 21. April 2001

 

Zu unserem 75. Vereinsjubiläum beehrte uns Ewald Christophers persönlich in Berlin. Er erfreute uns mit seinem, aus Funk und Fernsehen so beliebten Vertellen van Land un Lüd.

 

Am 20. Juni 2002 wurde "uns Ewald" 80 Jahre alt. Wir gratulieren ihm ganz herzlich zu diesem runden Geburtstag und wünschen ihm noch viele glückliche Jahre in unserer schönen ostfriesischen Heimat.

 

Es folgen einige Sätze aus einer plattdeutschen Laudatio, die ihm zu Ehren in der Ostfriesenzeitung erschienen ist:

 

....Ewald schrifft all to sien Tied as Mester för Bladdjes, dann word he Mitarbeiter för Radiolater för Fernsehsenders. He schrifft Boken, Hörspillen, Theaterstücken, Liedertexten un Kolumnen - so het dat elke Dönnerdag in´t OZ "Ewald vertellt". Wiethenn bekennt wurr he mit "Hör mal ´n beten to" un "Talk op Platt"...Dürt neit mehr lang, dann gifft ´t en neeij plattdüts Theaterstück van Ewald.

 

Een tüchtigen Landsmann, een Vörbild för de jungen un de ollen Ostfreesen.

 

So een könn´t wi wull ok in Berlin good bruken.

Die Stimme Ostfrieslands ist verstummt

 

Ewald Christophers, weit über die Grenzen unserer Heimat bekannt als die Stimme Ostfrieslands, ist am 17. Juli 2003 in Aurich im Alter von 81 Jahren verstorben. Über viele Jahrzehnte hat er uns in seiner unverwechselbaren Art in der Sprache unserer Heimat in Hörfunk und Fernsehen begleitet. Wo immer es galt, sich für Ostfriesland und seine Menschen einzusetzen, auf ihre Sorgen und Probleme aufmerksam zu machen, Ewald wusste Rat und in Funk und Fernsehen für eine gute Sache zu werben. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen bezeugen Anerkennung und Respekt, die dem kleinen Schulmeister aus Tonnenhausen mit dem großen, ostfriesischen Herzen von höchster, kommunaler und landespolitischer Stelle für sein vielfältiges, soziales Engagement im Dienste Ostfrieslands und seiner Menschen zuteil wurden. Seine Autobiographie „Der Erzähler“ berichtet über das heute kaum noch vorstellbare, bewegte Leben einer von Nazideutschland, Krieg Vertreibung und Wiederaufbau geprägten Generation. Vielleicht gerade deshalb konnte Ewald so volksnah vertellen, wo dat bi uns lüttje Lüt so togeiht un för een paar Stünnen kunn wi dann vergeten, wat uns bedrückt un ok mal weer so richtig van't Harten lachen. So geschehen auch im April 2001, als Ewald Christophers aus Anlass unseres 75-jährigen Vereinsjubiläums in Berlin unser Gast war.

 

Ewald, wi wullen de Stünnen mit Di up immer in goode Erinnerung hollen und in uns Haarten een Platz laten för Din plattdütsk Vertellen ut uns leve Heimat Oostfreesland.


2004 - 2006

Umzug des Ostfriesenvereins

 

Der Teenachmittag am 15. Januar 2005 läutete ein neues Kapitel ein. Zum ersten Mal trafen sich die Vereinsmitglieder in den Räumen des neuerbauten Gebäudes in der Argentinischen Allee, das ab jetzt unser neues "Zuhause" werden sollte. Wir haben den Umzug bis heute nicht bereut.

 

Mit vielen Glückwünschen anderer Ostfriesenvereine, der Arbeidsgemeenskupp der Butenoostfreesen-Nord und weiterer Gratulanten bedacht, feierte unser Verein am 6. April 2006 seinen 80. Geburtstag. Umrahmt wurde der Nachmittag von den musikalischen Darbietungen eines unserer Mitglieder.

 

Alle Anwesenden hatten sehr viel Freude daran.

Der 11. November 2006 brachte uns wieder einmal ein schönes Stück Heimat nach Berlin. Der ganze Verein freute sich ungeheuer auf den Besuch des Shanty-Chors Carolinensiel, der wieder ein großes Angebot an schönen Liedern im Gepäck hatte. Die Aufführung erfreute alle Anwesenden und verbreitete auf den Gesichtern Fröhlichkeit.


2007 - 2015

2007

Martini: Fröhliche Musikanten aus dem Rheiderland bei uns zu Gast im Hertha-Müller-Haus. Die Bunner Jungs, ein Männerchor aus Bunde, der Gitarrenchor aus Rhaude mit 11 sangesfreudigen, jungen Frauen und die Handörglergruppe aus Papenburg begeistern uns mit ihrem musikalischen Können.

 

2008

Der Verein bekommt eine neue Schatzmeisterin, der langjährige bisherige Kassenwart gebührt Dank für all die Jahre guter und verlässlicher Betreuung der Finanzen des Vereins.

 

2009

Der Sommerausflug geht zur Landesgartenschau nach Oranienburg. Wir wandeln auf den Spuren der Gemahlin des großen Kurfürsten, Louise Henriette von Oranien.

 

Unser ältestes, langjähriges Mitglied hat uns mit 95 Jahren für immer verlassen.

 

2010

Der Verein spendet 200 € für die Opfer des Erdbebens in Haiti.

 

Das Tempelhofer Flugfeld wird für die Öffentlichkeit geöffnet. Unsere Boßelgruppe nutzt diese Gelegenheit zu einem Probe- und Schauboßeln.

 

Der Sommerausflug findet auf einer Schiffstour rund um Potsdam statt.

 

In der Niedersächsischen Landesvertretung wird unter Mitwirkung unseres Vereins ein ostfriesischer Heimatabend mit Gesang, Volkstanz und musikalischen Darbietungen ausgerichtet.

 

Aus gesundheitlichen Gründen muss unsere neue Schatzmeister leider vom Amt zurücktreten, so bekommt der Verein ein neuen Schatzmeister.

 

Die Boßelgruppe hat zum zweiten Mal den Brandenburger Pokal beim Wettkampf in Wildenbruch gewonnen. Die diesjährige, vom 1. Vörsitter organisierte Radtour führt durch den Barnim nach Bernau.

 

Erhöhung der Jahresbeiträge auf 20 € für Einzel- und 10 € für Zweitmitglieder.

 

2011

Plattdüütsche Kark findet erstmalig in den Räumen der Kreuzkirche von Schmargendorf statt.

 

2012

Der Verein hat einen neuen Boßelbaas. Er löst damit seinen Vorgänger ab, der die Führung der Boßelgruppe nach fast 20-jährigem Wirken abgegeben hat.

 

Unser neuer Schatzmeister Dieter Voß übernimmt die Pflege unserer Webseite im Internet.

 

2013

Durch Vermittlung eines langjährigen, aktiven Mitgliedes findet das herbstliche Grillfest erstmalig im Innenhof der Kreuzkirche von Schmargendorf statt.

 

Teetrinken mit einer ostfriesischen Autorenlesung. Unser zukünftiges Mitglied liest aus ihrem Buch.

 

2014

Museumsbesuch in der Alten Nationalgalerie unter Führung der Mutter eines Vereinsmitgliedes.

 

Ein Mitglied feiert ihr 50-jähriges Mitgliedsjubiläum in unserem Verein.

 

Die Dachorganisation der Butenostfreesen AG Noord tagt in Berlin.

 

2015

Ausflug Himmelfahrt zum Gottesdienst in der Sacrower Heilandskirche.

 

Der Sommerausflug geht nach Havelberg zur Bundesgartenschau.


2016 - 90jähriges Vereinsjubiläum


2016 - 2024 Vereinsgeschichte folgt


2026 - Save the date: 100jähriges Vereinsjubiläum