Ein interessanter Rückblick auf 25 Jahre Boßeln im Ostfriesenverein Berlin anlässlich des 75jährigen Vereinsjubiläums 2001.

Erschienen im "Blättchen", der Vereinszeitung:

"Lüch up un fleu herut!" - Boßeln im Ostfriesenverein

Im Rahmen der inzwischen 75-jährigen Geschichte des Ostfriesenvereins Berlin ist auf ein Jubiläum be­sonderer Art hinzuweisen. Seit nunmehr 25 Jahren wird in Berlin geboßelt. Im Januar 1976 trafen sich erstmals einige Mitglieder in Tiergarten, im ehemaligen Diplomatenviertel zum Boßelwettkampf. Vorher musste die polizeiliche Genehmigung ein­geholt werden, Es bedurfte einiger aufklärender Überzeugungsar­beit um von den Behörden schließlich die Erlaubnis für das “Schleudern von Holzkugeln auf Öffentlichen Straßen” zu erlangen. Von der Obrigkeit sanktioniert wurden dann ab 1977 die Blankenfelder Chaussee und zeitweise auch die Straße entlang der Mauer in Lübars, Austragungs­orte vieler spannender Wett­kämpfe.

 

Die Boßelkugeln wurden damals wie heute natürlich aus der Heimat importiert. Traditionsgemäß kommen ausschließ­lich Hartholzboßel, die “Pockholter” mit einem Durchmesser von 12 cm und einem Gewicht von 1.200 Gramm zum Einsatz. Nicht ohne Grund sagt ein altes plattdeutsches Sprichwort “Toerst lehrt en Freesenjung dat Lopen, glieks dorna kummt aber all dat Boßeln”. Wenn diese überlieferte Erkenntnis auch nicht für alle Butenostfreesen zutrifft, so ist doch aus der anfänglich noch kleinen Gruppe ein mit wachsen­der Teilnehmerzahl seit langem fester Stamm be­geisterter Boßler geworden.

 

Diese erfreuliche und kontinuierliche Entwicklung ist das Verdienst von Joachim S., der vom Start weg für mehr als 20 Jahre als “Steuermann” die Organisation und Betreuung der Boßelgruppe lenkte. Anschlie­ßend übernahm Jann K. das Steuer und seit 1996 ist Bernhard G. verantwortlicher Boßel-Baas.

 

Die Aktivitäten der Berliner Boßler umfassen neben den saisonal regelmäßig stattfindenden Boßelspielen auch Wett­kämpfe gegen andere Vereine, wobei es natürlich auch zu Treffen mit ostfriesischen Landsleuten kommt. So gab es interessante Begegnungen mit aus Ostfriesland angereisten Gästen, der Boßelvereine „Good Pock” aus Emden und „Freesenmoot Extum”.

 

Als besonderes Ereignis stellte sich auch für die Boßler der Fall der Mauer im November 1989 dar. Es war schon ein besonderer Moment, gepaart mit sehr gemischten Gefühlen, auf dem ehemaligen Todesstreifen die Boßel rollen las­sen zu können. Später wurde die Strecke dann auf die Hauptstraße verlegt.

 

Während der ca. 2-stündigen Boßeltouren kommt es immer wieder vor, dass die Hobbysportler Fragen erstaunter Passanten über die ihnen unbekannte Sportart zu beantworten haben. Berichte in Tageszeitun­gen, im Rundfunk und Fernsehen über die Berliner Ostfriesen enthielten natürlich auch Informationen über das Boßeln und leisteten so ebenfalls ihren Beitrag zur Aufklärung über den Friesensport.

 

Zu erwähnen ist noch, dass nach dem sportlichen Einsatz und natürlich angemessener Würdigung der siegreichen Mannschaft für stets ausreichende Stärkung auf reichlich gedecktem Tisch im Freien gesorgt ist. Zur “Aufbaukost” gehören so z.B. aus Ostfriesland importierte Spezialitäten wie Schwarzbrot und Käse. Als bevorzugte heiße Getränke stehen Tee, Kakao und auch Grog, der kalten Jahreszeit angepasst, zur Verfügung bevor die Heimreise angetreten wird.

 

Das bei allem sportlichen Ehrgeiz im Wettstreit um den Mannschaftssieg der Spaß und die Freude nicht zu kurz kommen , versteht sich dabei von selbst und findet Ausdruck in der Begeisterung für den Friesensport und der trotz manchmal widrigen Witterungsverhältnisse immer reger Beteiligung der Mitglieder. WB